Reagiere nicht - Agiere

 
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Ein kleiner Schlagabtausch aus meinem früheren Leben:

 „Schau Dir doch mal deine Freundschaften an, die halten doch nie länger wie 3-4 Jahre. Und dann suchst Du Dir jemand neues! Ich will nichts mehr mit Dir zu tun haben!“

„Und Du? Du siehst doch nur noch Dein Kind und in unserer sogenannten Freundschaft geht’s doch nur noch um dieses Thema! Ich hab es so satt!“

Damals wurde ich, sobald ich konfrontiert oder verletzt wurde, enorm getriggert. Mein inneres Kind und meine erlernten Verhaltensweisen übernahmen sofort das Ruder.


Meine Reaktionen:

  • Ich hielt den Atem an

  • Mir wurde heiß und kalt

  • Ich konnte nicht mehr klar denken

  • Ich fühlte einen unerträglichen stechenden Schmerz in der Brust

  • Verletzende Worte schossen aus meinem Mund wie giftige Pfeile

  • Ich kämpfte und verteidigte mich mit allen Mitteln

Das war jedes Mal ein sehr unschönes Schauspiel. Ich zog die fiesesten Karten aus der Tasche. Dinge, die mir im Vertrauen erzählt wurden – wegen dem sich mein Gegenüber schämte oder etwas, was sie/er falsch gemacht hatte und von dem ich wusste, dass es sie/ihn zutiefst verletzt.

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Ich reagierte aus meinem inneren Kind heraus, das genau dieses Verhalten erlernt hatte.


Meine Mutter provozierte mich und unsere Familie oft und ließ uns nicht in Ruhe, bis wir irgendeine starke Reaktion zeigten. Jedes konstruktive Gespräch, ruhige oder verständnisvolle Antworten brachten sie umso mehr in Rage. Sie stichelte und hackte immer weiter auf uns herum. Und zu 100% waren dann unsere Reaktionen: laut werden, verteidigen, zurückschießen. Erst dann ließ sie von uns ab und zog sich heulend zurück, weil wir ja so böse zu ihr waren. Wir hatten letztendlich wieder unsere Ruhe – bis zur nächsten Attacke. Ziemlich verdreht, oder?

So lernte ich, dass ruhig und konstruktiv bleiben, nichts bringt. Dass nur wieder „Frieden“ einkehrt, wenn ich genauso verletzend wie meine Mutter handle.


Und somit mich immer und immer wieder selbst verletze. Jemanden zu verletzen war nie meine Absicht und das wollte ich auch nicht. Es tat mir selbst sehr weh, jemandem Leid zuzufügen durch meine Worte oder Handlungen bzw. Nichthandlungen (Ich war Meisterin im Ignorieren - passiv-aggressives Verhalten Halloohooo).

Ich war im Gefangen im Modus der Reaktion – nicht in der Aktion.


Durch jahrelanges Üben habe ich es geschafft, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Mein Verhalten zu ändern.


Wenn mich jetzt etwas triggert, mich jemand angreift, tue ich folgendes:

  • Ich lenke bewusst meinen Fokus aufs Atmen. Nase ein, Mund länger ausatmen.

  • Ich trete einen Schritt zurück. Ich erlaube mir, es sacken zu lassen. Ich erlaube mir zu sagen: „Darüber muss ich erstmal nachdenken. Ich melde mich dann und dann wieder bei dir.“

  • Ich beobachte meine Impulse und Reaktionen.

  • Mit mir allein, erlaube ich allen unschönen, hässlichen, gemeinen Gedanken und Gefühlen da zu sein. Wut, Trauer, Enttäuschung. Einfach nur da zu sein. Und nehme mein inneres Kind in den Arm.

  • Ich hinterfrage den Angriff. Ist das wirklich wahr? Bin ich wirklich so? Was steckt dahinter? Ist es gerechtfertigt? Meistens hat ein Angriff gar nichts mit mir persönlich zu tun, sondern meinem Gegenüber und seiner Geschichte.

  • Handelt mein Gegenüber grenzüberschreitend, verletzend?

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Ich lasse alle Gefühle zu, ohne sie am anderen auszuagieren. Das ist super unangenehm. Aber durchaus machbar und aushaltbar.


Was entsteht ist Klarheit, Echtheit, Ehrlichkeit. Dann erst agiere ich. Aus einer inneren Ruhe und Klarheit heraus sammle ich Fakten, stelle Fragen, nehme meine Position ein. Geerdet, kraftvoll und mir meiner Verletzlichkeit bewusst. Setze Grenzen, wenn nötig. Sage Stopp.

Übe dich im Rückzug. Übe dich im Beobachten deiner Impulse und Reaktionen. Atme. Erlaube dir, verletzlich zu sein. Zeig deine Gefühle. Schreib eine Antwortbrief, wenn dir eine Konfrontation zu viel ist. Suche nach dem Guten im anderen. Bleib freundlich, aber bestimmt. Steh zu dir und gleichzeitig dem anderen zugewandt gegenüber. Nimm nichts persönlich.


Tatsache ist, Menschen werden dich immer triggern. Das entscheidende ist, ob du darauf reagierst oder agierst.


Alles Liebe
Elke

Text: © Elke Hannig
Foto: Unspleash-Flower-Ester-Marie-Doysabas
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